Im Jahr 1992 – nach dem Brandanschlag von Mölln – hatte sich eine kritische Gruppe aus Schüler:innen und Lehrer:innen spontan zu einer Arbeitsgemeinschaft gegen Rassismus zusammengeschlossen. Bis heute besteht diese AG sowohl als freiwilliges Angebot in der Querstraße als auch als Wahl-AG im Jahrgang 7 in der Uhlandstraße.
Die AG gestaltet regelmäßig Gedenktage zum 27. Januar und 9. November sowie zum Todestag der Geschwister Scholl am 22. Februar (der „Weiße Rose Tag“ der Schule). Sie hat eine Patenschaft für „Stolpersteine“ übernommen, organisiert Begegnungen und Lesungen mit Zeitzeugen sowie Studienfahrten z.B. zu KZ-Gedenkstätten.
Stolpersteine – Ein Gedenkprojekt „von unten“
Die Weiße-Rose-AG hat im Rahmen des Projekts „Stolpersteine“ eine Patenschaft übernommen für den Stolperstein zur Erinnerung an Georg und Jenny Davids, die früher in Ohligs, in der Düsseldorfer Straße 40, gelebt haben und zu den jüdischen Opfern des nationalsozialistischen Terrors in Solingen zählen. Die zwei „Stolpersteine“, die der Kölner Künstler Gunter Demnig vor dem ehemaligen Wohn- und Geschäftshaus der Familie Davids verlegte, sollen an das Leben und Schicksal dieser Solinger Familie erinnern und den Vorübergehenden einen kleinen Anstoß zum Nachdenken geben.
Stolperstein-Putzen
Jedes Jahr kurz bevor am 9. November an die Zerstörung der Solinger Synagoge durch die Nationalsozialisten im Jahr 1938 erinnert wird, putzen Solinger Schüler:innen die Stolpersteine im Stadtgebiet. Die Weiße-Rose-AG macht sich dann auf den Weg in die Ohligser Innenstadt, um die dort liegenden Stolpersteine zu reinigen.
Danach legen wir weiße Rosen – als Zeichen unserer AG – nieder.
Ein großer Teil „unserer“ Stolpersteine erinnert an ehemalige jüdische Kaufleute und Händler:innen in Ohligs. Zu diesem Thema gibt es online auch einen Audio-Guide, den Schüler:innen der Weißen-Rose-AG in Zusammenarbeit mit Daniela Tobias vom Max-Leven-Zentrum aufgenommen haben.
Aktuelle Aktionen
Die Weiße-Rose-AG bleibt auch weiterhin aktiv. Im Moment gestalten wir auf dem Schulhof einen Gedenkweg, der sich mit unseren Themen auseinandersetzt. Die Kastanie vor dem Haupteingang der Querstraße soll an Anne Frank erinnern, die aus dem Fenster des Versteckes nur eine Kastanie im Hof sehen konnte. Sie wurde ihr Symbol für „Freiheit“. Wir wollen an unserer Kastanie in Erinnerung an Anne Frank Freiheitsbilder anbringen.
Bereits vorhanden ist ein Gedenkbaum für die Opfer des NSU-Terrors.
Es folgen unter anderem auch noch Erinnerungsorte für Betty Reis und die Ohligser Stolpersteine.
Erklärfilm „Die Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933“
Im Jahr 2022 hat sich eine zehnte Klasse am Weiße-Rose-Tag mit dem Thema „Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten“ beschäftigt. Zuerst wurden einige Grundinformationen erarbeitet. Danach haben sich die Schüler:innen mit verschiedenen Autor:innen auseinandergesetzt, deren Bücher durch die Nazis verboten und verbrannt worden sind. Am Ende haben sich die Schüler:innen überlegt, was ihnen an den Büchern wichtig geworden ist und sog. „Anti-Feuersprüche“ aufgeschrieben.
„Silberner Schuh“ 2011 für die Arbeitsgemeinschaft „Weiße Rose“
Seit 2004 verleiht das Solinger „Bündnis für Toleranz und Zivilcourage“ jährlich einen Preis, den Silbernen Schuh, für Menschen, die sich besonders für Minderheiten oder Benachteiligte einsetzen, die Toleranz und Zivilcourage unter Beweis stellen. Im Jahr 2011 ging der Silberne Schuh an die Arbeitsgemeinschaft „Weiße Rose“ der Geschwister-Scholl-Gesamtschule.
Der Preis sowie die Urkunde wurden am 29. Mai 2011 im Anschluss an die Gedenkveranstaltung anlässlich des Jahrestages des Solinger Brandanschlags durch den damaligen Oberbürgermeister Norbert Feith überreicht. In seiner Laudatio hob er das langjährige und kontinuierliche Engagement junger Menschen für gesellschaftspolitische Themen hervor.
„Nationalsozialismus und Widerstand“ – eine Spurensuche in Dachau und München
Bereits mehrfach hat die AG Exkursionen zum Thema „Nationalsozialismus und Widerstand“ in München und Dachau durchgeführt.
Diese fanden zum einen im Internationalen Jugendgästehaus Dachau mit Unterstützung des Max Mannheimer Studienzentrums statt: es gab ein Seminar und einen geführten Rundgang durch das Gelände des ehemaligen KZ Dachau.
Natürlich besuchte die Gruppe aber auch Orte der Geschwister Scholl in München, u.a. die Ludwig-Maximilians-Universität, wo Hans und Sophie Scholl im Lichthof der Uni am 18. Februar 1943 beim Verteilen von Flugblättern festgenommen wurden, aber auch ihr Grab.
Eine spannende Begegnung gab es in der „Denkstätte Weiße Rose“ der Universität. Dort durften wir 2013 Franz J. Müller (1924-2015) treffen, der als junger Mann bei der Widerstandsbewegung Weiße Rose mitgemacht hatte, dafür ins Gefängnis kam, die NS-Zeit aber überlebt hat.
Amsterdam – Anne-Frank-Haus
Eine gute Tradition ist es inzwischen auch, dass die Weiße-Rose-AG eine Tagestour nach Amsterdam macht, um u.a. das Anne-Frank-Haus zu besuchen.